1 – Geschichte

 

« Misereor Turbae (Ich habe Mitleid mit diesen Menschen) » Matthieu 15-32.

Dieser Ausruf entfuhr eines Tages dem Herzen Jesu angesichts der Menge von Männern, Frauen und Kindern (dem Evangelium nach mehr als fünftausend), die es hungerte, nachdem sie ihm mehrere Tage gefolgt waren.
 
Im Jahr 1980, als die Länder des Sahel sich unter dem Diktat einer unerbittlichen Dürre buchstäblich aufzehrten, erhob sich eine Stimme, welche eine Welt wachrief, die dem schrecklichen Schauspiel unfruchtbar gewordener Länder und hungernder Menschen ohnmächtig oder gleichgültig zusah.
 
Diese Stimme war die Papst Johannes Pauls II. Am 10. Mai 1980, als er zum ersten Mal den Boden der Sahelzone betrat, formulierte der Heilige Vater, tief bewegt von der ökologischen Realität, die so anders war als die Klischees des Fernsehens, seinen historischen Appell aus Ouagadougou.
 
Dieser Appell war ein Alarmschrei und ein Hilferuf von Seiner Heiligkeit Papst Johannes Paul II. Noch heute klingt dieser Appell nach und seine vielfältigen Nachwirkungen sind in dieser Weltgegend noch immer spürbar.
 

Hören Sie den Papst Johannes Pauls II Appell vom 10. Mai 1980

 

Indem er sich so an die Weltöffentlichkeit wandte, lenkte der Papst unsere Aufmerksamkeit auf die furchtbare Dürre, welche die Sahelländer heimsuchte.
 
In seiner berühmten Predigt in der Kathedrale von Ouagadougou erklärte Johannes Paul II :
 
« Von hier, aus Ouagadougou, dem Zentrum eines jener Länder, die man die Länder des Dursts nennen könnte, sei es mir gestattet, mich an alle zu wenden, in Afrika und jenseits dieses Kontinents, mit einem feierlichen Appell, nicht die Augen vor dem zu verschließen, was in der Sahel-Region geschehen ist und nach wie vor geschieht. »
 
Denn vor seinen Augen breitete sich eine unermessliche Weite ausgedorrter, nackter, verödeter und von langen regenlosen Jahren gezeichneter Länder aus, bedroht von einer galoppierenden und immer ärgeren Versteppung..
 
Vor seinen Augen hatte er die Opfer dieser Klimatragödie: Er sah eine riesige, von den Atem nehmenden Winden übel zugerichtete Menschenmenge; ausgehungerte Männer, Frauen und Kinder, denen das Land seit Jahren jede Nahrung verweigerte und die auch der elementarsten Menschenwürde beraubt waren.
 
Diese Tragödie nahm in seiner Stimme eine Dimension an, die über die Grenzen der Sahelzone hinausging – es war die Tragödie der Menschheit insgesamt, des einen Teils, weil sie in ihrem Fleisch und ihrem Herzen litten, des anderen, weil es ihnen an der elementarsten Solidarität, ja eines Mindestmaßes an Nächstenliebe gegenüber ihren Brüdern fehlte.
 
Also formulierte der Papst einen noch dringlicheren Appell, in dem er sich auf seine Eigenschaft als Stellvertreter Christi berief, was nur in den schlimmsten Notlagen geschieht. In einem Tonfall, in dem sich Beklemmung, Entschlossenheit und Flehen mischten, sagte er :
 
« Deswegen richte ich von diesem Ort, der Hauptstadt Obervoltas (heute Burkina Faso) aus, einen feierlichen Appell an die ganze Welt. Ich, Johannes Paul II, Bischof von Rom und Nachfolger Petri, erhebe meine flehende Stimme, da ich nicht schweigen kann, wenn meine Brüder und Schwestern bedroht sind. Ich mache mich hier zum Sprachrohr derer, die keine Stimme haben, zum Sprecher der Unschuldigen, die gestorben sind, weil es ihnen an Wasser und Brot gebrach; zum Sprecher der Mütter und Väter, die ihre Kinder sterben sahen, ohne es zu begreifen, oder in ihren Kindern immer die Konsequenzen des Hungers sehen werden, den sie erduldet haben; zum Sprecher der kommenden Generationen, die nicht mehr mit dieser furchtbaren Bedrohung ihres Lebens leben dürfen. Ich richte einen Appell an alle. »
 
Ein paar Monate später (im November 1980) sprach der Papst denselben Appell in Deutschland. Seine Stimme löste eine gewaltige Welle von Solidarität und Spenden aus – es war das erste fassbare Zeichen dessen, was die Stiftung Johannes Paul II für die Sahelzone werden sollte.
 
Die einzelnen Etappen der Gründung dieser Stiftung waren Gegenstand vielfältiger Gespräche zwischen dem Heiligen Stuhl, den Bischöfen der Sahelländer und dem deutschen Episkopat :
 
5 November 1981 :
Der Heilige Vater gesteht den Bischöfen der Sahelländer :
 
« Ich wünsche, dass eine konkrete Realisierung in den Sahel-Regionen erfolgt … und diese das lebendige Zeichen meiner Liebe zu meinen so schwer geprüften afrikanischen Brüdern bleibt. »
 
Februar 1982 :
Die Bischöfe Westafrikas werden beauftragt, die Möglichkeiten dieser Realisierung zu untersuchen.
 
16 Mai 1983 :
Auf einen kleinen Kreis beschränkte Zusammenkunft in Rom zum Entwurf der Statuten. Die Statutenentwürfe werden zur Prüfung in die betroffenen Länder gesandt.
 
Le 22 Février 1984 :
Endlich erblickt die Stiftung das Licht der Welt und ihre Geburt wird von Papst Johannes Paul II persönlich offiziell verkündet. Päpstliches Rundschreiben zur Gründung der Stiftung Johannes Paul II für die Sahelzone
 
« Mit tiefer Befriedigung habe ich erfahren, dass der Appell, den ich am 10. Mai 1980 in Ouagadougou zugunsten der Menschen in der Sahelzone, die von Versteppung und Dürre schwer getroffen sind, an die Welt gerichtet habe, auf große internationale Resonanz gestoßen ist. »
 
Zahlreiche Gläubige, vor allem in der Bundesrepublik Deutschland, haben aus aufrichtigem Solidaritätsgefühl und in wahrhaftigem christlichem Geiste großzügig zum Lindern der Leiden ihrer afrikanischen Brüder beigetragen.
 
Angesichts dessen, dass die Lage trotz der vielfältigen Initiativen der Regierungen und der internationalen Gemeinschaft in ihrer ganzen Schwere weiterbesteht, schien es nach Beratungen mit meinen Brüdern im Episkopat der Sahel-Gebiete an der Zeit, den kirchlichen Hilfen für den Sahel eine organischere, dauerhaftere und wirksamere Form zu geben, in einem Geiste der Nächstenliebe, wahrhafter Förderung und Zusammenarbeit mit allen an den Hilfsprogrammen mitwirkenden Stellen.
 
Zu diesem Zwecke und kraft meiner höchsten apostolischen Macht in der Kirche und meiner Souveränität im Staat Vatikan sowie der Art. 331, 114 § 1, 115 § 3 und 116 § 1 des Kodex des kirchlichen Rechts, Art. 1 des Grundgesetzes von Vatikanstadt vom 7. Juni 1929 und Art .1, litt. a, des Gesetzes über die Rechtsquellen vom 7. Juni 1929 errichte ich als öffentliche und bürgerliche juristische Person die autonome „Stiftung Johannes Paul II für die Sahelzone“, mit Sitz im Staat Vatikanstadt.
 
Die Stiftung Johannes Paul unterliegt den im Vatikan geltenden kanonischen und bürgerlichen Gesetzen sowie ihren Statuten, die ich heute genehmige.
 
Durch die Errichtung dieser Stiftung wünsche ich, sie möge Zeichen und Zeugnis eines Werks der Nächstenliebe im Namen Christi in diesem heiligen Jahr der Erlösung sein.
Gegeben zu Rom, den 22. Februar, Fest der Kathedra Petri, des Jahres 1984, im sechsten Jahr meines Pontifikats. »
 
6 März 1984 :
Die Stiftung Johannes Paul II für die Sahelzone wird offiziell gegründet. Aufgrund ihrer Rechtssatzung hat sie ihren Sitz in Vatikanstadt, ihre Verwaltung wird jedoch zur Gänze den Bischöfen der Sahel-Länder anvertraut – zum ersten Mal sind es in einer Welt, die so oft Konflikte zwischen Nord und Süd erlebt, die Empfänger selbst, die das Budget verwalten und über seine Verwendung entscheiden.

 


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